Kirche in Indien


Die katholische Kirche in Indien gestern und heute, Eos Verlag, St. Ottilien 2008, pp. 294, ISBN 978-3-8306-7317-0.
Die indische Kirche führt ihren Ursprung in die früheste Zeit des Christentums, auf den Apostel Thomas zurück. Dieses Buch ist eine klare, lebhafte und bündige Darlegung der zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche in Indien, die sich im Augenblick als eine Gemeinschaft dreier Kirchen gestaltet: die lateinische Kirche, die syro-malabarische Kirche und die syro-malankarische Kirche. Basierend hauptsächlich auf den römischen Dokumenten und anderen Quellen, entwirrt der Autor allmählich die Entstehung, die Wechselfälle und die Entwicklung dieser drei Kirchen und bewahrt somit wesentliche Informationen über sie in einem leicht zugänglichen Volumen.

EINLEITUNG


Während meines Aufenthalts in Europa, musste ich eine Vielfalt von Fragen hinsichtlich meines religiösen Glaubens und meiner kirchlichen Zugehörigkeit  beantworten. Ich führe hier einige solcher interessanter Fragen an: Wann konvertierten Sie zum Christentum? Sind Ihre Eltern, Brüder und Schwestern immer noch Hindus? Waren es die Portugiesen, die zuerst das Evangelium Jesu Christi nach Indien brachten? Wer ist in Indien für die verschiedenen Riten und die Jurisdiktion verantwortlich? Warum bereiten die orientalischen Kirchen den Katholiken in Indien Schwierigkeiten? Wie sind die syrisch-orthodoxe oder die jakobitische Kirche in Indien entstanden? Was bedeutet „syro-malabarisch“ und „syro-malankarisch“? Erstaunlicherweise stellten einige dieser Fragen nicht nur Laien, sondern auch Priester und Ordensleute.
Auf Grund solcher Fragen, entschied ich mich ein kleines Buch zu schreiben um das „fremde Leser“ an die Geschichte und das Wirken der katholischen Kirche Indiens heranführen kann. Deshalb ist es nicht meine Absicht eine streng wissenschaftliche Arbeit zu produzieren, sondern Informationen über die katholische Kirche in Indien in einem handlichen und leicht verständlichen Buch zu sammeln. Ich bin mir dabei bewusst, dass diese Abhandlung zwangsläufig unvollständig und lückenhaft bleiben muss, da der zweitausendjährige komplexe Wandel der katholischen Kirche in Indien auf engem Raum darzustellen ist.  
Das erste Kapitel trägt den Titel „Die katholische Kirche in Indien bis zum 16. Jahrhundert: die Kirche der Thomaschristen“. Denn bis zu dieser Zeit, existierte in Indien nur der „Apostolische Stuhl des hl. Thomas“. Die katholische Kirche konnte somit ganz einfach mit der Kirche der Thomaschristen gleichgesetzt werden. Trotz der Schwierigkeiten, die sich aus dem Fehlen einer genaueren Überlieferung, schildere ich in diesem Kapitel kurz den apostolischen Ursprung, die hierarchische Struktur, den juristischen Status, das administrative System, die Liturgie und Sakramentenordnung, sowie den Glauben und die Kirchengemeinschaft der Thomaschristen bis zum 16. Jahrhundert.
Im zweiten Kapitel stelle ich die lateinische Kirche vor, die am Anfang des 16. Jahrhunderts mit der Ankunft der portugiesischen Missionare ihren Anfang in Indien nahm. Es wird ein Versuch unternommen, den Ursprung, das Wesen und die Organisation der beiden Missionsinstitute, des portugiesischen Patronats und der römischen Propagandakongregation aufzuzeigen, die in jener Epoche für die Evangelisierung in Indien verantwortlich waren,. Ich betrachte den Ursprung und das Wachsen der lateinischen Kirche in Indien inmitten der Jurisdiktionskonflikte und der Machtkämpfe zwischen den gerade genannten Missionsinstituten. Folgen dieser Ereignisse waren die allmähliche Beseitigung des portugiesischen Patronats, die Errichtung der gegenwärtigen lateinischen Hierarchie unter der Autorität der Propagandakongregation und die schnelle Ausweitung dieser Kirche.
Die Ankunft der portugiesischen Missionare am Anfang des 16. Jahrhunderts öffnete in der Geschichte der Kirche der Thomaschristen in Indien ein neues Kapitel. Die anfänglich freundlichen Beziehungen zwischen den Missionaren und den einheimischen Christen wandelten sich  allmählich in einen Gegensatz und einen Zusammenstoß der Kulturen, kirchlicher Überlieferungen, theologischen Visionen und kirchenrechtlichen Institutionen. Aus diesem Kampf gingen die westlichen Missionare immer als Sieger hervor, weil ihren die römische, königliche, militärische und politische Unterstützung zugutekam.
Im dritten Kapitel betrachte ich die Aktivitäten der westlichen Missionare in ihren Folgen für die Kirche der Thomaschristen und die Hauptereignisse, die zur Aufspaltung dieser bis 1653 vereinten Kirche in katholische und nichtkatholische Gruppen führte. Diese Kirche ging allmählich zurück,  bis sie dann 1886 endgültig underdrückt  und die die katholischen Thomaschristen als Mitglieder in die lateinische Erzdiözese von Verapoly eingegliedert wurden.
Das vierte Kapitel behandelt die Wiedergeburt des katholischen Teiles der Kirche der Thomaschristen unter dem neuen Namen syro-malabarische Kirche. Ich beschreibe wie die Trennung der katholischen Thomaschristen von der lateinischen Erzdiözese von Verapoly zustande kam, die Errichtung getrennter Vikariate, die Ernennung autochthoner Bischöfe, die Konstitution der syro-malabarische Hierarchie, das beeindruckende  Anwachsen der syro-malabarischen Kirche unter der Regierungsgewalt der einheimischen Bischöfe, die Bildung verschiedener Diözesen und Kirchenprovinzen, die Erhöhung der syro-malabarische Kirche auf den Rang und die Würde einer Großerzbischofskirche, sowie den gegenwärtigen Rechtsstatus dieser Kirche.
Das fünfte Kapitel ist der syro-malankarischen katholischen Kirche gewidmet. In diesem Kapitel stelle ich anschaulich dar, wie eine Gruppe von Thomaschristen aus Protest gegen die aufgezwungene Verwestlichung die katholische Kirche aufgab, allmählich Gemeinschaft mit dem syrischen jakobitischen Patriarchen von Antiochien aufnahm und die jakobitischen Dogmen, die westsyrische oder antiochenische Liturgie und kanonische Disziplin annahm. Ein Teil dieser Gruppe kam 1930 in die vollständige Gemeinschaft mit dem römischen Papst und bildete unter dem Namen syro-malankarische Kirche eine neue orientalische Partikularkirche. Ich zeige auch das Wesen und die Identität der syro-malankarischen Kirche in der katholischen Gemeinschaft auf und liefere einen kurzen Bericht über das Anwachsen und den heutigen Status dieser Kirche.
Der Autor ist überzeugt, dass die vorliegende Arbeit westlichen Lesern wesentliche Informationen betreffend der katholischen Kirche in Indien bieten und gleichzeitig auch zu einer besseren Eintracht und Zusammenarbeit der drei katholischen Kirchen in Indien – der lateinischen Kirche, der syro-malabarischen Kirche und der syro-malankarischen Kirche – beitragen kann.